Impfrelevante Erkrankungen

Informationen zu den impfrelevanten Erkrankungen Influenza, Equines Herpes Virus 1 und 4, Tetanus und Tollwut

1.    Influenza, die so genannte Pferdegrippe, ist eine hoch ansteckende, durch Viren bedingte Erkrankung der Atemwege. Erkrankte Pferde scheiden das Virus über die Schleimhäute aus und es kann über bis zu 50 m durch feine Tröpfchen in der Luft übertragen werden. Auch geimpfte Pferde, die keine Krankheitssymptome zeigen, können die Erkrankung in einen Stall einschleppen, so dass dort nicht geimpfte Pferde erkranken. Die Erkrankung äußert sich durch mehrere Fieberschübe von bis zu 42°C, hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden, wässrigen Nasenausfluss und schmerzhaftem, trockenen Husten. Häufig kommt es durch die geschwächte Abwehr zu Sekundärinfektionen mit Bakterien, so dass der Krankheitsverlauf zusätzlich erschwert wird. Bei tragenden Stuten kann es zum Abort kommen. Im Extremfall treten Todesfälle auf.
Glücklicherweise stehen wirksame Impfstoffe zum Schutz vor Influenza zur Verfügung. Diese können ihre protektive Wirkung aber nur entfalten, wenn sie korrekt angewendet werden. Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Impfschema sind in die Vorschriften der LPO eingeflossen.
Folgendes Impfschema wird empfohlen: Fohlen geimpfter Muttertiere sollten frühestens mit sechs, besser erst mit acht bis zehn Monaten geimpft werden. Ist die Stute nicht geimpft, kann die erste Impfung mit sechs Monaten durchgeführt werden. Wichtig: impft man zu früh, kann kein Impfschutz entstehen und auch spätere Impfungen können wirkungslos sein!
Die Grundimmunisierung, auch beim erwachsenen Pferd, besteht aus drei Impfungen: nach der ersten Injektion muss ein Abstand von 42 (neu!) bis 70 Tage, nach der zweiten von sechs Monaten eingehalten werden. Dann sollten auch Pferde, die nicht der Impfpflicht (LPO) unterliegen, alle sechs Monate einer Wiederholungsimpfung unterzogen werden. Die Impfstoffe haben zwar teilweise eine Zulassung für längere Impfintervalle, das sind aber theoretische Werte, die durch die Erfahrungen in der Praxis nicht bestätigt werden können. Pferde, die alle neun oder sogar zwölf Monate geimpft werden, tragen ein höheres Erkrankungsrisiko und leiden stärker unter den Symptomen.
Unsinnig ist die Neuregelung, dass Pferde auf Veranstaltungen, die nur der WBO unterliegen, gar nicht geimpft werden müssen. Virale Infektionen nehmen keine Rücksicht auf Leistungsklassen! Sollte ein geimpftes Pferd Kontakt zu einem erkrankten, ungeimpften Pferd haben, so bricht der Impfschutz irgendwann unter dem Infektionsdruck zusammen und das Tier erkrankt ebenfalls. Sinnvoll ist also die Impfung aller Pferde eines Bestandes!

2.    Equines Herpes Virus ist ein Verwandter des auch beim Menschen vorkommenden Virus (Lippenherpes) und zeigt ebenfalls die typischen Merkmale. Die Erreger dringen in den Körper unbemerkt ein und ziehen sich hauptsächlich ins Nervengewebe zurück. Wird die körpereigene Abwehr durch Einflüsse wie Stress geschwächt, kommt es zum ‚Ausbruch‘ und die Krankheitssymptome werden sichtbar. Was beim Menschen die aufgeplatzten Lippenbläschen sind, zeigt sich beim Pferd je nach Virustyp an verschiedenen Symptomen. Da Impfstoff nur gegen die Typen 1 und 4 vorliegen, sollen hier nur diese besprochen werden. Dabei sind grundsätzlich nicht nur Stuten betroffen! Stark vereinfacht dargestellt, ruft Typ 4 eine Atemwegsinfektion mit Husten und Fieber hervor, Typ 1 ist für den Stutenabort bzw. die Geburt lebensschwacher Fohlen und auch eine aufsteigende Nervenlähmung, die zum Festliegen und dem Tod des Tieres führen kann, verantwortlich. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass diese strenge Trennung nicht der Wirklichkeit entspricht. Wichtig für das Verständnis ist, wie oben gesagt, dass die Viren im Körper überdauern können.
Die Impfung kann also nicht im eigentlichen Sinne vor einer Infektion schützen, sondern reduziert bei infizierten Pferden die Menge an Viren, die unbemerkt ausgeschieden werden. Dadurch sinkt das Infektionsrisiko für andere Pferde und damit die Erkrankungshäufigkeit im Bestand. Daraus ergibt sich aber auch, dass durchaus auch geimpfte Pferde erkranken können, was beim Besitzer meistens Zweifel an der Wirksamkeit der Impfung keimen lässt. Daraus folgt aber auch, dass sinnvollerweise alle Pferde des Bestandes geimpft werden sollten. Das Impfschema entspricht der Influenza, die Wiederholungsimpfungen sind von den Herstellern bereits auf sechs Monate festgelegt.

3.    Tetanus ist im eigentlichen Sinne keine Infektionskrankheit, sondern eine Vergiftung mit einem Nervengift, das von Bakterien hergestellt wird, die zum Beispiel unter Wundschorf überdauern (Sauerstoffabschluss). Das Pferd reagiert ca. 1000-mal empfindlicher auf das Gift als der Mensch. Kommt es zu einer Vergiftung, werden schleichend alle Nerven, die die Muskulatur versorgen, so manipuliert, dass die Muskelfasern sich krampfhaft zusammenziehen und die Tiere am Ende an einer Atemlähmung sterben. Sind die Symptome schon weiter fortgeschritten, kommt jede Hilfe zu spät. Auch bei frühzeitigem Eingreifen ist eine aufwendige, kostspielige Behandlung notwendig.
Die Impfung ist sehr gut verträglich. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, die ersten beiden erfolgen mit einem Abstand von 42-70 Tagen, die dritte nach einem Jahr. Wiederholungsimpfungen werden alle zwei Jahre fällig. Ähnlich wie beim Menschen gehen einige Wissenschaftler davon aus, dass der Impfschutz auch beim Pferd für bis zu zehn Jahre anhält. Wird also das Impfintervall überzogen, ist nicht sofort eine neue Grundimmunisierung notwendig, auf Grund des niedrigen Preises der Impfung und der guten Verträglichkeit sollte aber grundsätzlich der Zwei-Jahres-Rhythmus eingehalten werden.

4.    Tollwut ist eine Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die durch Viren im Speichel erkrankter Tiere übertragen wird. Das Pferd ist typischerweise als Pflanzenfresser nur Endwirt und überträgt die Viren nicht weiter. Das Virus überlebte in der Fuchspopulation und wurde von dort auf Zwischenwirte wie Hunde und Endwirte übertragen (Biss).
Auf Grund der jahrelangen Impfmaßnahmen gilt Mitteleuropa als tollwutfrei. Eine Impfung von Pferden scheint deshalb zurzeit nicht nötig. Hunde und Katzen sollten aber natürlich weiterhin geimpft werden. Bei einem erneuten Auftreten der Erkrankung (Ausbreitungsgeschwindigkeit ca. 20 km / Monat), kann durch eine einzige Impfung der Impfschutz wiederhergestellt werden.Wiederholungsimpfungen erfolgen in jährlichem Abstand.